Video: Ein Beitrag des chinesischen Staatsfernsehens zur Biofabrik
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Wuhan – eine neue Stadt
Beim Blick aus dem Flugzeug wird eines deutlich: Diese Stadt hat nichts mit den Stereotypen zu tun, die wir im Kopf haben, wenn wir an die chinesischen Megacities denken.Man fliegt nicht durch einen schwer durchsichtigen Schleier aus Smog. Im Gegenteil: Bei klarer Sicht gleitet man zunächst über riesige Windparks hinweg. Hier erahnt man noch nicht, dass man sich bereits vor den Toren einer 10-Millionen-Einwohner-Metroprole befindet. Der Flughafen Wuhan-Tianhe – der größte Flughafen in Zentralchina – wurde in den letzten beiden Jahren um zwei hochmoderne Terminals erweitert.
Auf den Straßen dominieren Elektroroller das Geschehen. Im vergangen Jahr wurde ein Verbot für Roller mit Verbrennungsmotoren beschlossen, um die Luftqualität entscheidend zu verbessern. Etwa 60 % der 10 Millionen Einwohner bewegen sich nun auf elektrischen geräuscharmen Zweirädern fort. Das zeigt viel über die Einstellung, mit der hier Umweltprobleme angegangen werden.
Bestellungen in Restaurants werden zum immer größer werdenden Teil über das Smartphone ausgeführt:Mit einem QR-Code scannt man die Karte, bezahlt bargeldlos mit der Kreditkarte und bekommt nach wenigen Minuten sein Essen oder die Drinks serviert.
Es beschleicht einen ein wenig das Gefühl, diese Stadt befinde sich bereits ein paar Jahre in der Zukunft. Es ist also nicht ganz verwunderlich, dass es uns ausgerechnet hierher verschlagen hat, um über die Präsentation und Vermarktung unserer Technologien auf dem chinesischen Markt zu sprechen.
In diesem Beitrag möchten wir euch erzählen, warum wir vom Start weg in China präsent sein wollen, warum Kopierschutz viele Gesichter hat und wie eines der reonommiertesten Staatsunternehmen Chinas unser Partner wurde.
Eine chinesische Delegation auf dem Biofabrik Campus
Als uns im Frühjahr 2016, organisiert von der Deutschen Außenhandelskammer, eine wild durcheinandersprechende, vielköpfige chinesische Delegation in unserem Entwicklungszentrum bei Dresden besuchte, wussten wir noch nicht, was auf uns zukommt. Zu selten war der Kontakt zu echten Festlandchinesen bisher, zu groß der Anteil an Hörensagen, Legenden und Klischees.
Das änderte sich beim gemeinsamen Abendessen in traditioneller chinesischer Form jedoch umgehend. Die vorgestellte Technik, Hauptbesuchsgrund der damals noch den Großteil deutschen Plastikabfalls aufkaufenden Chinesen, hatte ihren Teil zum begeisterten chinesischen Geplapper beigetragen, der eigentliche sollte jedoch bald sein hässliches Gesicht zeigen – Reiswein.
Mit mehr als 40 Prozent Alkohol nicht mehr wirklich Wein, begleitet er seit diesem Tag unsere Albträume und Reisen nach China mit niederschmetternder Konsequenz. Ein Entrinnen nicht möglich, gehört er zu jedem geschäftlichen Dinner und sogar Lunch. So sehr, dass die chinesische Regierung die steuerliche Absetzbarkeit der mehrere hundert- bis sogar tausend Euro teuren Flaschen mittlerweile verboten hat.Unsere neuen Freunde jedenfalls, soviel war damals schon klar, widerlegten das Bild vom schnell betrunkenen Asiaten recht schnell und eindrucksvoll. Was dann kam, konnten wir zu diesem Zeitpunkt nicht einmal erahnen.
Unter den Teilnehmern war auch Mr. Zheng, der Leiter des Institute of New Energy Wuhan (INEW).
Begleitet wurde die Delegation von Henry Lee, einem chinesischen Studenten an TU Dresden. Er hielt in der Folge den Kontakt zwischen dem INEW und der Biofabrik aufrecht, hatte aber ebenfalls enge Kontakte zu chinesischen Unternehmerfamilien in Hongkong. Nachdem er diesen unsere Technologie vorgestellt und erklärt hatte, waren sie sehr interessiert daran, die Technologie auf den chinesischen Markt zu bringen. Um die Details abzustimmen, luden sie unseren CEO, Oliver Riedel, nach Hongkong ein.
Chinesische Gastfreundschaft
Es dauert manchmal ein bisschen länger als bei uns, bis Worten Taten folgen. Wenn es dann aber soweit ist, wird konsequent exekutiert – siehe Elektroroller. Dies merkten wir nicht nur, als knapp zwei Jahre später das Telefon klingelte und unser CEO nach Hongkong eingeladen wurde.
Dort, so der knappe Inhalt, sollte man “sich kennenlernen”. Bis dahin waren zwar umfangreiche Unterlagen ausgetauscht, Angebote versendet und Fachfragen zwischen Ingenieuren beantwortet worden – aber immer mit Latenzzeiten von mehreren Wochen, so dass für uns keineswegs klar war, wann, wie und ob es überhaupt irgendwann losgehen sollte.
Nun also Hongkong. Na gut. Schadet ja nicht. Coole Stadt, wärmer als Deutschland im März, alle gut drauf, schauen wir uns das mal an.Man hat ja so ein bisschen was über die chinesische Gastfreundschaft gehört. Aber ein wartender Chauffeur mit einem Tesla Model X, eigene Assistentin, die Suite im Hotel oder die Unmöglichkeit, auch nur eine Tüte gebratene Heuschrecken am Strassenrand allein bezahlen zu dürfen, war dann doch schon etwas anders als erwartet. Aber wir wollen ja nicht jammern.
So also geht China, wenn man mit den großen Jungs spielt. Namentlich unseren Partnern in Hongkong. Im März 2018 flog Olli also noch Hongkong. Hinterher beschrieb er mit dem Satz “Ich durfte mir nicht einmal Zigaretten kaufen”, alles, was über die chinesische Gastfreundschaft zu sagen ist: Hotel, Auto, Fahrer, Assistentin, Essen – alles war perfekt organisiert und so war es möglich, sich auf die durchaus komplexe Aufgabe zu konzentrieren, eine deutsch-chinesische Unternehmung aufzubauen. Um den Verkauf unserer Technologien und die Abwicklung der Zahlungen möglichst unkompliziert zu halten, haben wir eine Firma in Hongkong gegründet, welche die Anlagen aus Deutschland einkauft und über das INEW nach in China weiterverkauft.
Besuch in Wuhan
Nachdem die Verträge geschlossen waren, ging es weiter nach Wuhan in die zentralchinesische Provinz Hubei.
Zu diesem Zeitpunkt war die WASTX Oil bereits marktfähig und in der Lage alten Diesel und verschmutztes Heizöl wieder aufzubereiten. Auch diese Technologie traf auf großes Interesse. In einem Gespräch mit Mr Zheng, wurde eine weitreichende Zusammenarbeit vereinbart. Das INEW übernimmt die Präsentation und die Vorführung unserer Anlagen vor Kunden. Darüber hinaus sichert es den Support der Anlagen in China und unterstützt uns bei spezifischen Entwicklungen der Technologien für den chinesischen Markt.
Institute of New Energy Wuhan (INEW)
Wuhan liegt in der Provinz Hubei, die ca. 60 Millionen Einwohner hat. Die Metropolregion Wuhan selbst hat etwa 10 Millionen Einwohner. Die chinesische Regierung möchte Wuhan als Technologiemittelpunkt etablieren. Neue Technologien sollen hier entstehen oder Innovationen aus dem Ausland von hier aus vertrieben werden.
Ein zentraler Ort für diesen Weg ist das INEW, dessen futuristischer Bau bereits von außen den fortschrittlichen Anspruch unterstreicht. Fünf Flügel umringen das zentrale Bürogebäude. Unternehmen wie HUAWEI und NIO unterhalten Büros hier und nutzen das INEW, um ihre Innovationen zu präsentieren.
Inbetriebnahme der WASTX Oil im November 2018
Nachdem alle Verträge unterschrieben und das INEW den Kauf einer WASTX Oil bestätigt hatte, wurde diese gefertigt und sollte Ende Oktober in einem Frachtflugzeug nach Wuhan transportiert werden. Da diese Anlage hauptsächlich der Kundenpräsentation dienen soll, war es uns hier wichtig, die Anlage so aufzubauen, wie sie der Kunde bekommt: Hightech in einem optisch beeindruckenden Gewand und für jeden Laien bedienbar. Die Außenhülle wurde extra angefertigt und sollte nur wenige Tage später – und damit rechtzeitig für die Inbetriebnahme in Wuhan eintreffen.
Tatsächlich wurde das entsprechende Flugzeug allerdings kurzfristig von einem Großkunden gechartert und die bereits verladene Hülle wieder aus ausgeladen. Der nächste freie Flug ging erst sieben Tage später und erreichte das INEW so wenige Stunden vor der feierlichen Inbetriebnahme, der angesehene Unternehmer, hochrangige Politiker und das chinesische Staatsfernsehen beiwohnten. Unter dem Ausschuss beträchtlicher Mengen Adrenalin wurde die Anlage schließlich angemessen eingekleidet und konnte in vollem Glanz scheinen.
Impressionen
Hier findet ihr einige Visuelle Eindrücke vom Aufbau der WASTX Oil im INEW. Natürlich war die verspätete Hülle nicht die einzige Hürde. Wir könnten von herausgerissenen Zwischendecken (Die Anlage ist etwa 3,50 m hoch), Bootschleifen in der Steuerung und vielen Kleinigkeiten mehr Erzählen. Aber jetzt freuen wir uns einfach, dass am Ende wiedermal alles gut gegangen ist.
Abbildung 3: Der Aufbau der WASTX Oil im INEW
Interview mit Oliver Riedel
Video: Ausfürhliches Interview mit Oliver Riedel