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Unser Online-Marketing-Spezialist Leo Meitner war einige Zeit vom marokkanischen Festland aus im Einsatz, um mehr über die dortige Kultur zu erfahren und die perfekten Wellen zu genießen. Dabei stellte er schnell fest, dass die marokkanischen Recycling-Infrastrukturen nicht sehr gut entwickelt sind und daher ganze Städte, Dörfer, Strände und Meere stark verschmutzt sind. Am 31. Januar 2022 organisierte Leo mit Unterstützung der Biofabrik, Olo, Imi Bay und Mika ein Beach Cleanup, um über die Verschmutzung zu bekämpfen und über deren Auswirkungen aufzuklären.
Ein Beitrag von Leonhard Meitner
Das Plastikproblem mit eigenen Augen sehen
Kristallklares Wasser strömt entlang der Rails während das Surfboard über das Face der Welle gleitet. In der Ferne sind einige springende Fische zu erkennen, die sich parallel zu den heranbahnenden Wellen bewegen. Das Kreischen der Möwen und die Laute des Ozeans komplettieren die Szenerie. Doch etwas stört. Der Blick auf den Strand offenbart eine Vielzahl bunter Objekte, die einzeln oder in kleinen Gruppen vereint umherliegen. Bei genauem Hinsehen, lassen sich diese auch im Weißwasser zwischen den hereinrollenden Sets verorten. Was schön klingt, ist tatsächlich eine große Bedrohung. Die Rede ist von Kunststoffabfall.
Die Corona Pandemie hat unsere Wahrnehmung, was die Notwendigkeit des Büros angeht, verändert. Eine Umfrage zeigt, dass 82% aller Führungskräfte Remote-Work in Zukunft in ihren Unternehmen etablieren möchten. Die Vorstellung, einige Monate von der Ferne aus für die Biofabrik zu arbeiten, stellte eine Ideallösung dar – welche schon bald Realität werden sollte. Denn auf die Frage, ob es denkbar wäre, von Marokko aus weiter für die Biofabrik zu arbeiten, antwortete unser Manager Hendrik Oeser mit einem “Dasselbe würde ich auch tun”.
Marokko stellt Dank einer guten Infrastruktur, High-Speed Internets und mindestens genauso schneller Right-Hand Point Breaks das optimale Reiseziel für surfbegeisterte Menschen dar, die den deutschen Winter genau so ansprechend finden wie Tennissocken in Birkenstock. Nachdem dieses Attribut zutrifft, war sowohl Arbeitsroute als auch -standort für das Ende 2021 grob vorgezeichnet.
Marokkos Müllproblem
Nach der Ankunft in dem nordafrikanischen Land wurde schnell klar, dass Marokko, wie viele andere Länder auch, ein Abfall- und Recyclingproblem hat. Vor allem Kunststoffabfälle, die ca. 85% der Feststoffabfälle an Marokkos Stränden ausmachen, verschmutzen die Umgebung. Marokkos Regierung versuchte 2016 die Plastikflut mittels eines Gesetzes, welches Herstellung, Export, Import und Gebrauch von Plastiktüten untersagt, die lokale Plastikverschmutzung zu bekämpfen.
Die Wirkung blieb jedoch aus. Eier, Gemüse, Obst, möglichst alles wird in kleinen Plastiktüten verpackt. Hartnäckige Gewohnheiten, Plastiktüten anstatt von traditionellen Körben zu verwenden sowie der durch die Corona-Krise ausgelöste Konsumanstieg von Einwegprodukten sind mehr Rück- statt Fortschritt. Die marokkanische Recycling-Infrastruktur ist mit dem zusätzlichen Plastikaufkommen überfordert. Marokko ist Erzeuger von jährlich 0,55 Mio. Tonnen Kunststoffabfälle, von denen 55 % in die Natur gelangen.
Nur 8% des Plastikmülls werden recycelt
Das Entweichen in die Natur ist ist in erster Linie das Ergebnis von nicht gesammelten Abfällen (25 % aller Abfälle) und offen deponierten Abfällen (36 % aller Abfälle). Zur Veranschaulichung der Zahlen dient das Beispiel der Plastiktüte. Nach der durchschnittlichen Nutzungsdauer, die 25 Minuten beträgt, wird diese im Idealfall in einer öffentlichen Mülltonne entsorgt, die in Marokko jedoch kaum vorhandenen ist. Ist dies der Fall, muss sie die folgenden Tage und die häufig damit verbundene Attacke diverser Straßenhunde überstehen, um schlussendlich abtransportiert zu werden.
Der weitaus wahrscheinlichere Fall ist jedoch, dass sie in keiner offiziellen Mülldeponie landet. Plastiktüten landen in Marokko meist auf der Straße, von wo aus sie dann, vom Wind fortgetragen, in einem der mit Plastiktüten geschmückten Bäume, oder aber direkt am Strand oder im Ozean landen. Ein Großteil der Abfälle enden auf Deponien, während nur acht Prozent des Plastikmülls recycelt werden. Marokkos Wirtschaft verliert jährlich schätzungsweise 26 Millionen Dollar durch die Plastikverschmutzung, da diese sich auf Tourismus, Schifffahrt und Fischerei auswirkt.
Imsouane, ein Fischerdorf im Süden von Marokko, ein Ort, der normalerweise ein Gefühl von Surf- beziehungsweise Naturbegeisterung hervorruft, wird beim Anblick der sich stapelnden Müllberge von einem drückenden Gefühl der Verzweiflung und Machtlosigkeit geprägt. Die Idee zum Beach Cleanup entstand aus der kognitiven Dissonanz, die sich aus unserem Konsumverhalten und der daraus resultierenden, ständig zunehmenden Umweltverschmutzung ergibt.
Das Beach Cleanup Event der Biofabrik
Das von der Biofabrik, mit Unterstützung der lokalen Surf-Houses Olo und Imi Bay sowie der marrokanischen Umweltorganisation Mika organisierte Beach Cleanup wurde von allen Seiten positiv aufgenommen. Mit der Unterstützung von über 25 Personen wurden bei dem Beach Cleanup 84 Säcke mit einem Gesamtgewicht von 406kg Abfall gesammelt. Während der zweieinhalbstündigen Aktion bedankten sich die Anwohner*innen immer wieder bei den freiwilligen Helfer*innen für das Engagement.
Das Gewicht des gesammelten Mülls entspricht ca. 80% des jährlichen Abfallaufkommens eines durchschnittlichen EU-Bürgers. Zum Vergleich: Die von der Biofabrik entwickelte Anlage, die Kunststoffe in ihre Bestandteile aufspaltet und im Austrag ein Rohöl produziert, aus dem neue Kunststoffe entstehen, verarbeitet eine Tonne pro Tag. Mit einer Anlage in Marokko könnte ein Teil der Plastikverschmutzung vermieden werden.
Folgende Ziele wurden mit dem Beach Cleanup verfolgt:
- ein lebenswerteres Umfeld zu schaffen
- das öffentliche Bewusstsein für die Ursachen der Vermüllung zu schärfen
- eine positive Veränderung herbeizuführen und die Bemühungen zur Vermeidung von Wasserverschmutzung zu fördern
Gemeinsam für eine plastikfreie Umwelt
An die langsam mit der Natur verschmelzenden Müllberge in der Umgebung haben wir uns gewöhnt – das sollten wir aber nicht! Das massive Müllproblem, das Marokko und die Welt plagt, ist kurzfristig nicht lösbar. Entscheidungsträger*innen müssen Initiative ergreifen, um der Flut an Plastik Einhalt zu bieten. Wir müssen beginnen, die Kosten der Umweltverschmutzung mit in die Preise der produzierten Produkte zu inkludieren. Die Umweltkostenrechnung würde dafür sorgen, dass frei verfügbare Güter, wie der Ozean besser geschützt werden.
Das Beach Cleanup-Event in Imsouane ist Teil einer erstarkenden Klima- und Umweltbewegung in Marokko, die dank verstärkter Bemühungen durch die UN unterstützt wird. Neben weiteren Cleanups können Aufklärungsmaßnahmen, wie der Besuch und die Darstellung von Informationsmaterial in Schulen dazu beitragen, das Bewusstsein für Umweltfragen in Zukunft zu schärfen.
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